Damit die Füße warm bleiben. In Liberec wurde eine Überziehhose für eingewechselte Fußballspieler entwickelt.
Ein Spiel bei kaltem Wetter von der Ersatzbank aus zu beginnen, wird künftig kein Problem mehr sein. Dank des smarten Überzugs Hot Boots bleiben die Füße von Fußballspielern beim Warten auf ihren Einsatz warm – und mögliche Verletzungen werden so vermieden. Diese Weltneuheit wurde von der Fakultät für Textiltechnik an der Technischen Universität Liberec (TUL) entwickelt.
Während Körper, Kopf und Hände auf der Bank mit Kleidungsschichten oder einer Decke geschützt werden können, wurden die Füße bislang oft vernachlässigt – oder die Fußballschuhe auf komplizierte und äußerst unprofessionelle Weise aufgewärmt.
„Fußballschuhe sind super zum Sportmachen, aber absolut ungeeignet für kalte Jahreszeiten. Das Aufwärmen hat bei mir deshalb immer länger gedauert – im Grunde habe ich mich erst im Spiel wirklich warmgelaufen, was sich dann natürlich auf die Leistung ausgewirkt hat. Wenn man zum Beispiel im Januar erst in der zweiten Halbzeit spielt, werden die Füße sehr schnell eiskalt – dann ist es schwer, in Schwung zu kommen. Das Gleiche gilt auch umgekehrt, wenn man ausgewechselt wird und auf der Bank bleibt, um eventuell erneut eingewechselt zu werden“, beschreibt Trainer und aktiver Fußballspieler Karel Kozma die Probleme, die ihn zu seiner innovativen Idee brachten.
„Jeder Fußballspieler kennt das – von der Kreisliga bis zur höchsten Weltklasse. Deshalb habe ich mich gefragt, wie es sein kann, dass dieses Problem im 21. Jahrhundert noch nicht gelöst ist“, erinnert sich der Absolvent der Wirtschaftsfakultät der TUL.
Vor etwa anderthalb Jahren begann Kozma in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Textilbewertung der TUL mit der Entwicklung einer effektiven Lösung in Form von textilen Wärmesäcken. Diese beinhalten Heizelemente, eine Powerbank sowie abnehmbare und waschbare Komponenten.
„Der Spieler kann mitsamt Fußballschuhen in den Sack steigen und ihn bis über die Oberschenkel hochziehen. Das ganze System ist kabellos und hält auch bei starkem Frost eine komfortable Temperatur von etwa 25 °C. Dank der äußeren Nanomembran ist der Sack zudem regen- und winddicht“, erklärt anschaulich Roman Knížek, Leiter des Lehrstuhls für Textilbewertung an der Fakultät für Textiltechnik der TUL.
Kältetest
Die Prototypen wurden im Sommer dieses Jahres vom gesamten Team optimiert – ein Kollege von Kozma verbrachte sogar eine komplette Halbzeit in einer Kältekammer mit dem Wärmesack. Selbst unter diesen extremen Bedingungen konnte der Sack die angestrebte Temperatur von 25 °C halten.
Die Neuheit wurde anschließend von mehreren Fußballvereinen aus verschiedenen Ligen getestet – alle waren sehr zufrieden. Kozma befindet sich nach eigenen Angaben bereits in Gesprächen über mögliche Kooperationen. Das Produkt wurde zudem so gestaltet, dass Vereine die beheizbaren Überzüge und deren Hüllen mit ihrem eigenen Logo und in Vereinsfarben personalisieren können.
Ein einzelner Hot Boots-Sack kostet rund 14.000 CZK. Für Vereine gibt es Pakete mit 12 Stück, inklusive einer zentralen Ladestation, die den Betreuern die Arbeit erleichtert – das Gesamtpaket kostet etwa 160.000 CZK. „Wir haben bereits einige Beratungsgespräche geführt und wissen, dass dieses System für Ligamannschaften, internationale Klubs und vielleicht eines Tages auch für das Nationalteam interessant sein wird“, sagt Kozma mit einem Lächeln.
Mehr psychischer Komfort
Wie der Erfinder von seinen Fußballkollegen erfahren hat, hat sich nach der Nutzung des Wärmesacks bisher niemand verletzt. Die Spieler fühlten sich, als würden sie gerade aus der Kabine kommen, und der Aufwärmprozess wurde deutlich beschleunigt. Auch das psychische Wohlbefinden der Spieler habe sich dadurch verbessert.
„Jetzt, wo wir das Produkt entwickelt haben, möchten wir auf jeden Fall auch einige Muster an eine medizinische Einrichtung übergeben, um in den nächsten Jahren eine gezielte Studie über den Einfluss unserer Lösung auf Verletzungen durchzuführen. Damit es nicht nur bei subjektiven Spielerempfindungen bleibt, sondern wir auch belastbare Daten haben“, betont der Entwickler.
In Zukunft könnten die Wärmesäcke nicht nur auf Fußballbänken zum Einsatz kommen. Sie könnten auch den Komfort von Skifahrern oder Langläufern verbessern. Außerhalb des Sports könnten sie etwa Senioren im Rollstuhl zugutekommen.